Zum Tode des indianischen Sängers und Schauspielers Floyd Red Crow Westerman.
Von Claus Biegert
Diese Stimme ließ alle aufhorchen: etwas Johnny Cash und viel, viel Prärie. Zuerst sang er und wurde als Krieger mit Gitarre ein Wortführer der indianischen Welt, dann betrat er die Leinwand und war fortan als Hollywood-Indianer ein Idol der weißen Welt.
Floyd Westerman wurde am 17. August 1936 auf der Sisseton-Wahpeton Reservation im US-Bundesstaat South Dakota geboren und erlebte seine Kindheit auf die, für die Stämme im Mittelwesten damals typische Weise – er wurde auf Geheiß des B.I.A., der Indianerbehörde in Washington, von seinen Eltern getrennt und nach Flandreau in eine Boarding School verfrachtet. Dort versuchte man ihm Sprache und Werte der Sioux auszutreiben; später ließ Floyd keine Gelegenheit verstreichen, dem Bureau of Indian Affairs seine Kritik singend entgegen zu schleudern.
Auf der Flandreau Indian School schloß er Freundschaft mit einem Jungen vom Stamm der Chippewa aus dem Reservat Leech Lake in Minnesota. Der Junge hieß Dennis Banks und sollte 1968 zu den Gründern der Widerstandsbewegung American Indian Movement (AIM) gehören. 1969 veröffentlichte Floyd, der inzwischen das College absolviert und sich als Countrysänger in Folkclubs einen Namen gemacht hatte, sein Album „Custer Died for your Sins“ (Custer starb für Eure Sünden). Die Platte schlug ein, wie zuvor das Buch mit dem gleichen Titel, mit dem sein Freund, der Schriftsteller und Historiker Vine Delorias Jr. aus dem Nachbarreservat Standing Rock, dem indianischen Widerstand literarischen Beistand leistete. Floyd begleitete von nun an die Aktionen von AIM mit seinen Songs. Und da der Widerstand einher ging mit Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln, ersetzten die traditionellen Stammesnamen bald die kolonialen Benennungen – Dakota und Anishinabe traten an die Stelle von Sioux und Chippewa. Floyd holte seinen indianischen Namen Kanghi Duta (Rote Krähe) aus der Versenkung und war fortan Floyd Red Crow Westerman. Und seine Musik wies zunehmend indianische Klangelemente auf.
In den Achtziger Jahren kam ein Anruf von Kevin Costner. Man suchte einen Darsteller für die Rolle des Häuptlings Ten Bears. Red Crow sprach vor – und wurde Ten Bears. „Dances with Wolves“ (Der mit dem Wolf tanzt) war der Beginn seiner Schauspielkarriere. Man sah ihn künftig in TV-Serien und Kinofilmen, und illustre Personen suchten seine Nähe: Jackson Brown, David Amram, Johnny Depp, Marlon Brando. Mit Sting tourte er 1989 um die Welt, um Öffentlichkeit für den Kampf der Kayapo zu schaffen, deren Regenwald-Heimat von dem Wasserkraft-Projekt Altamira bedroht war.
Das Gleichgewicht zwischen Popularität und Politik bestimmte ständig sein Leben. Wenn er auf Grund seiner Medienpräsenz interviewt wurde, betonte er immer wieder: „Der, den alle kennen, der bin ich nicht.“ Er sah sich als Aktivist, und die Achtung der Stammesältesten war ihm wichtiger als die Meinung der Studios. Hollywood war nur ein Job. Mitunter sah man ihn auch in Genf, wo in den Achtziger Jahren eine Arbeitsgruppe der UNO ihre Arbeit aufgenommen hatte. Als im September dieses Jahres nach 25 Jahren zäher Arbeit die „Deklaration der Rechte indigener Völker“ verabschiedet wurde, war er glücklich. Zählte er doch zu den Hunderten, die mitgearbeitet hatten.
Vor drei Jahren überstand er eine Lungentransplantation. Danach holte er tief Luft und nahm noch ein Album auf – „A Tribut to Johnny Cash.“ Floyd Westerman starb am 13. Dezember in Los Angeles.